Alle Ausgaben des Männerrundbriefs neben- und übereinander

männerrundbrief

§ 218 Das Schweigen der Männer

Sieben Männer und eine Frau
haben entschieden, daß Abtreibungen, die früher als soziale Indikation vorgenommen werden konnten, heute rechtswidrig sind und nicht mehr von den Krankenkassen finanziert werden dürfen.
Die bis dahin gültige soziale Indikation darf nicht mehr angewandt werden.

– Frauen, die abtreiben, werden kriminalisiert und können nicht selbstbestimmt und ohne Schuldgefühle über eine ungewollte Schwangerschaft entscheiden, solange der Abbruch rechtswidrig bleibt und der Staat mit Zwangsmaßnahmen in das Leben von Frauen eingreift. So werden Frauen zu einer Beratung gezwungen, die keine ist, weil das Beratungsziel von vornherein feststeht: Das Austragen des Kindes.
– Frauen müssen den Abbruch selbst bezahlen oder beim Sozialamt betteln gehen und Spießruten laufen.
. sozial höher gestellte Frauen werden gegenüber Frauen der Unterschicht ausgespielt – erstere können sich die Abtreibung privat erkaufen, letztere werden entmündigt.
– Sozialabbau und Umverteilung auf Kosten der Mehrzahl der Frauen, immer weniger Sozial- und Gesundheitsleistungen, um schlechte Politik zu finanzieren.

Obwohl der Staat Frauen zum Gebären zwingt, stellt er keine ausreichenden Hilfen für Eltern zur Verfügung. Es gibt nach wie vor für sie:
– keine Wohnungen
– keine ausreichende Sozial- und Kinderhilfe
– keine Kindergartenplätze
– keine (Teilzeit-)Arbeitsplätze
und nach den neuesten Sparplänen …………….noch weniger!

Das skandalöse Urteil des Bundesverfassungsgerichts verwundert nicht,
da es Ausdruck einer reaktionären Geschlechterpolitik ist.

Was geht das alles uns Männer an?
Als Instrument patriarchaler Herrschaft entmündigt das urteil Frauen und stellt männliche Kontrolle über weibliche Sexualität und weiblichen Körper sicher.
Jeder Mann trägt zur Aufrechterhaltung des Systems patriarchaler Herrschaft bei.

An jeder Schwangerschaft ist ein Mann beteiligt.

Statt über die Verantwortung der Frauen zu reden, sollten Männer über ihre eigene sprechen.
Denn Männer machen es sich oft zu leicht, weil sie im Gegensatz zu Frauen die psychischen und physischen Folgen sowohl der Schwangerschaft als auch des Abbruchs nicht zu tragen haben. Verhütung ist Männersache.

An jeder Abtreibung ist ein Mann beteiligt
Oft machen sich Männer keine Gedanken über ihr Vaterwerden oder Nicht-Vaterwerden.
Kommt es zu einer Schwangerschaft (nicht selten durch inkonsequente Verhütung), stecken sie den Kopf in den Sand, üben Druck auf Frauen aus – und verpissen sich vor der Verantwortung.
Männer bevormunden per Gesetz oder privat, versagen aber in der Kinderfrage, in der Verhütung und fehlen bei der Erziehung.

Männer müssen die Entscheidung von Frauen für oder gegen eine Schwangerschaft akzeptieren.
Die Entscheidung über Abtreibung oder Austragung des Kindes ist letztlich die Entscheidung der Frau. Erst wenn Männer bereit sind, aktive Vaterschaft zu übernehmen, können sie erwarten, von Frauen in die Entscheidungsfindung einbezogen zu werden.
Wenn sich mann für das Kind entscheidet, muss dies die Bereitschaft einschließen, Verantwortung für Pflege und emotionale Entwicklung des Kindes zu übernehmen und diese nicht auf die Frau abzuschieben. Hier besteht für Männer die Chance, neue Seiten ihrer persönlichkeit zu entwickeln. Eine aktive Vaterschaft kann Bestandteil einer neuverstandenen Männlichkeit sein, die sich nicht allein über Karriere-, Konkurrenz- und Leistungsprinzip definiert, sondern über soziale Qualifikation.
Wenn sich ein Mann gegen das Kind entscheidet, muss das in der Beziehung klar auf den Tisch kommen und konsequent verhütet oder über Sterilisation nachgedacht werden.

Keine Zwangsberatung durch Ärzte und Sozialarbeiter!
> Volle Krankenkassenfinanzierung und Krankengeld in allen Fällen des Schwangerschaftsabbruchs
> Aufklärung über Verhütung für Männer!
> Wenn schon Kinder, dann richtig: aktive Vaterschaft statt Sonntagspapas!
> Unterstützt Frauen, die sich dem gebär- und Beratungszwang nicht beugen, mit persönlicher und politischer Solidarität!
Weg mit§ 218 !

Männercafe Freiburg