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Offener Brief an die »revolutionären« Männer

Nun, nachdem an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden Szeneaufmarsch im Rhein-Main-Gebiet war, ist es Zeit das ich mich endlich mal auskotze.
Was auf den »Libertären Tagen« und auf der »Antifaschistischen Offensive Demo« von Männerseite abgelaufen ist, hat weder etwas mit Anarchismus noch etwas mit Antifaschismus zu tun. Bei beiden Veranstaltungen lief, unterschiedlich gewichtet, das Gleiche ab (wie schon so oft).
Egal ob Demo oder Kongress Männer müssen scheinbar immer saufen- am besten Bier aus der Dose -weils unökologischer ist!
Die wichtigen Fressen werden ca. 10 cm unter dem Kinn getragen- das verstärkt enorm die revolutionäre Wirkung der Lederjacke. Diejenigen die versuchen was gegen Alk auf Demo und Kongress zu sagen, werden entweder angepißt oder kriegen gleich was auf die Fresse angedroht. Sowohl auf der Demo in Frankfurt, als auch in Mainz, wird der Frauenblock aus der Demo raus angemacht und mit Dummsprüchen (»Sexismus gegen Männer« u.s.w.) angepöbelt. Überhaupt, Frauen werden angepöbelt – nüchtern und besoffen – und dumm angemacht.
Dann noch die Parolen und die Stimmung in Mainz (» … Nazipest«, »Müller wir kriegen Dich«, »Jetzt gehts los« u.a.m.). Die Stimmung in den Ketten ist eher wie auf dem Fußballplatz … bierseelig, Lynchstimmung, Männerkumpanei – gemeinsam auf dem Weg in die Schlacht. Als sich rumspricht, das 400 Fascho’s auf dem Gelände sein sollen, kriegen einige fast Schaum vor’n Mund. Und dann … endlich … Bullen in der Kurve … schützen die Faschisten … Parolen schreiend schnell vorbei und dann … aus sicherer Entfernung über alle anderen hinweg, noch schnell die Steine schmeißen – Kämpferisch!
Mindestens ein Kameramann von uns, und noch ein Antifaschist werden durch diese Steine getroffen. Mindestens eine Frau die die Steinewerfer anmacht, wird geschlagen, einem Mann wird Prügel angedroht, eine Frau als »dumme Votze« bezeichnet und einer angedroht, »warte wenn ich dich allein erwische«.
Das es ein Demokonzept gab, interessiert diese »Revolutionäre« gar nicht! Andere werden massiv gefährdet, der eigenen Befriedigung wegen. Genossinnen werden, weil sie Frauen sind, diskriminiert – entweder als Freiwild oder Votze oder nicht ernst zu nehmen.

Wenn ihr all das unter revolutionär versteht – na dann Danke.
(Überhaupt, was ne Anmaßung von nem »revolutionären Block« zu reden der die Demo anführt).
Ich zumindest entziehe diesen »Revolutionären« meine Solidarität und werde versuchen mich mit Genossinnen und Genossen so zu organisieren, das Säufer (es geht nicht um Alkoholiker) und Sexisten sofort von Demos und Kongressen rausfliegen. Wenn das so wie in Mainz nicht möglich ist, werde ich ab jetzt die Demos verlassen.
Ich fordere andere Männer auf sich so zu organisieren, dass gemischte Demos und Kongresse weiterhin möglich sind, dass Genossinnen auch als solche behandelt werden und dass Menschen die sich konterrevolutionär verhalten, deutlich gemacht wird, dass wir das nicht mehr hinnehmen werden!
Gemeinsam können wir nach den Sternen greifen.
Ein Mann aus Wiesbaden
PS: Außerdem wurde ein mann am Rande der Demo der lila Pumps anhatte, als »schwule Sau« beschimpft.